Geschichtliches über Bandelin
Gemeinde im heutigen Amt Gützkow Kreis Ostvorpommern. Bandelin ist ein ehemaliges ritterschaftliches Gut der Familie von Behr und lag im Altkreis Greifswald (1820-1994). Von der historischen Siedlungsform ist die Ortschaft als Zeilendorf angelegt.
Bandelin gehörte zu den großen Rittergütern der von Behr, einer der ältesten pommerschen Adelsfamilien. Die von Behr, auch die Bären genannt, lat. Uri, waren in der Region seit etwa 1248 ansässig. Sie teilten ihren Stammsitz in eine Barther und eine Gützkowsche Linie, die jeweils mehrere Güter umfassten.
Der Dreißigjährige Krieg brachte für die von Behr auf Bandelin eine große Verschuldung mit sich. Die ständige Einquartierung der Soldaten und Offiziere sowie die Stellung der Naturalverpflegung und Geldleistungen für die durchmarschierenden Truppen hatten allen Reichtum der Familie aufgebraucht. Gegen Ende des Krieges und noch um 1700 befand sich deshalb Bandelin im Pfandbesitz der v. Schwerins. Philipp Ludwig von Behr (1667-1725), dem Stammvater der letzten Gützkowschen Linie, gelang es den Familienbesitz wieder zurückzuführen.
Seine Nachkommen errichteten im Verlaufe des 18. Jahrhunderts in Bandelin ein großzügig gebautes Herrenhaus im Landhausstil mit einem dazugehörigen englischen Landschaftspark. Mitte des 19. Jahrhunderts erweiterten die v. Behr die Gutsanlage um einen ein wohlfeilen Obst- und Gemüsegarten, den ein Pariser Gärtner anlegte.
Um 1860 lebten in Bandelin, das als Gutsvorwerk ausgezeichnet war, 161 Einwohner in 24 Familien und diese in 9 Häusern (Katen). Den übrigen Teil an Gebäuden im Ort machten die 23 Wirtschaftsgebäude überwiegend mit Feldsteinunterteilen und auf gemauerten Backsteinen und ein kleines Schulgebäude aus. Die arbeitsfähigen Einwohner waren überwiegend Tagelöhner (35), Knechte und Mägde (25), dazu kamen eine Wirtschafterin, ein Handwerker und an oberster Stelle der Gutsverwalter.
Auf dem Gut wurde im 19. Jahrhundert erfolgreich Pferdezucht (jährlicher Bestand etwa 40 Stück) und die Taubenzucht betrieben. Der Viehbestand betrug damals an Rindern 80, von denen 50 dem Gut und 30 den einzelnen Tagelöhnerfamilien gehörten. Der landwirtschaftliche Gutsbetrieb konzentrierte sich auf die Schafzucht (1250 Stück) und auf die Feld- und Wiesenwirtschaft. An landwirtschaftlich genutzter Fläche gehörten zum Gut fast 2000 preußische Morgen zusammen mit Holzung.
Um 1930 wurde das alte Gutshaus abgebrochen und als zweigeschossiger, elfachsiger neobarocker Putzbau neu errichtet. Das Walmdach erhielt Gauben. Zur Hofseite wie zur Gartenfront hin ragen Risalite hervor und ermöglichen den Ab- und Zugang zum Herrenhaus über breit ausschwingende Freitreppen. |